Text by Cathrin Mayer
Fremdkörper (Am Schwarzenbergplatz, Vienna)
, Candice Breitz, Marco A. Castillo, Dierk Schmidt, Sharona Franklin, Baseera Khan, Brilant Milazimi, Hana Miletic, Mie Yim
Feb 17 – Mar 23, 2024
“The intruder is not just any foreign body in a world that would otherwise be seamless; the intruder is the principle of the seam itself.”
„Der Eindringling ist nicht irgendein Fremdkörper in einer Welt, die sonst nahtlos wäre; der Eindringling ist das Prinzip der Naht selbst.“
Ten years after Jean-Luc Nancy underwent a heart transplant, the philosopher reflected on how the intrusion of a foreign organ into his body revealed the estranged and the foreign within the seemingly familiar. While his organism requires this ‘foreign body’ for survival, there is always the danger of rejection, and his potential death. The delicate state of his circulation, brought about by the workings of countless intangible processes, forces, and mechanisms, is a balancing act between neediness and dependency.
The inaugural exhibition of the „Am Schwarzenbergplatz‘‘ project by KOW (Berlin), LambdaLambdaLambda (Pristina/Paris), and Simone Subal Gallery (New York) presents works by eight international artists whose practices include painting, sculpture, installation, and film. They each engage with questions of human identity, not as a rigid or isolated entity, but one that is shaped and altered by various influences. The works on view make visible the complex and fragile workings of the foreign body within the ‘seamless world.’
In the works of Candice Breitz, Brilant Milazimi, Sharon Franklin, Baseera Khan, and Mie Yim, bodies appear as fragments of human physiognomies – dissidents of a controlled and normative reality. Meanwhile, the works of Marco A. Castillo, Dierk Schmidt, and Hana Miletić, point to the historical and political contexts of identity formation and belonging, through abstraction and an absence of distinct bodies.
The porous boundary between body and heart, probed by Jean-Luc Nancy, is as difficult to define as the inseparable connection between critical self-reflection and social consciousness within the presented works.
Open every Friday and Saturday from 12–6pm
Nachdem Jean-Luc Nancy vor zehn Jahren eine Herztransplantation erhalten hatte, verarbeitete er innerhalb dieses Textes, wie das Eindringen eines fremden Organs in seinen Körper ihn für die Fremdheit des scheinbar Eigenen sensibilisierte.
Die Eröffnungsausstellung des Projekts „Am Schwarzenbergplatz“ von KOW (Ber- lin), LambdaLambdaLambda (Prishtina) und Simone Subal Gallery (New York) und präsentiert Werke von acht internationalen Künstler:innen, deren Praktiken von der Malerei, Skulptur, Installation bis hin zu Film reichen. Sie beschäftigen sich individuell mit Fragen zur menschlichen Identität, die für sie keine starre oder isolierte Entität ist, sondern durch verschiedene Einflüsse geformt und verändert werden kann.
Für Nancy ist der Fremdkörper mit einem fortwährenden Balanceakt verbunden, da sein Organismus ihn zum Überleben braucht, doch gleichzeitig besteht die Gefahr, dass er ihn jederzeit abstößt und folglich stirbt. Dieser empfindliche Zustand seines Kreislaufs, der durch das Wirken von unzähligen nicht fassbaren Prozessen, Kräften und Mechanismen zum Funktionieren gebracht wird, ist eine Gratwanderung zwischen Bedürftigkeit und Abhängigkeit. Man könnte die Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, als das Sichtbarmachen solcher herausfordernden Prozesse beschrei- ben, die sich für die einzelnen Künstler:innen ganz individuell gestalten.
In den Arbeiten von Candice Breitz, Brilant Milazimi, Sharona Franklin, Baseera Khan und Mie Yim erscheinen verschiedene Körper als menschliche Physiognomien, die als Dissidenten einer kontrollierten und von Normen durchdrungenen Realität verstanden werden können. Die Werke von Marco A. Castillo, Dierk Schmidt und Hana Miletić hingegen weisen durch Abstraktion und das Fehlen dezidierter beschreibbarer Körper auf schwierige historisch-politische Zusammenhänge in Bezug auf Identitätsbildung und Zugehörigkeit hin. Poetisch-introspektive Arbeiten treffen in der Ausstellung auf Werke, die von einem historischen und gesellschaftlichen Weitblick geprägt sind. Die Grenze zwischen Körper und Herz ist ebenso schwer zu bestimmen wie die untrenn- bare Verbindung von kritischer Selbstbeobachtung und sozialem Bewusstsein inner- halb der präsentierten Werke.
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