Gespräch mit Renzo Martens, Kolja Reichert und Alexander Koch.
Die zeitgenössische Kunst hat ein unangenehmes Problem: sie ist ein Motor für soziale Ungerechtigkeit. Sie mag ökonomische Segregation, Gentrifizierung, Neokolonialismus und vieles mehr kritisieren – gleichzeitig schlägt der ästhetisch-industrielle Komplex finanzielles und symbolisches Kapital aus der künstlerischen Kritik an ökonomischer Ungleichheit und akkumuliert dieses Kapital in Kunstmetropolen wie London, New York und Berlin. Auf einer ehemaligen Unilever-Plantage in der Demokratischen Republik Kongo hat das von Renzo Martens gegründete Institut for Human Activities (IHA) 2012 gemeinsam mit lokalen Partnern einen Modellversuch gestartet, der diesen Mechanismus umkehren will. Kann künstlerische Kritik Selbstbestimmung und Geld dort generieren, wo sie dringend gebraucht werden, und einen Wandel einleiten, der die lokalen Lebensbedingungen verändert? Martens, IHA, und die Congolese Plantation Workers Art League unter Leitung des Ökologen und Aktivisten René Ngongo bauen vor Ort geeignete Strukturen, dieses Jahr kommt das Lusanga Research Centre for Art and Economic Inequality hinzu (Architektur von OMA). Doch das Projekt stößt in der Kunstwelt immer wieder auf Skepsis und Ablehnung, polarisiert. Das Gespräch mit Renzo Martens und weiteren Gästen diskutiert einige Frontlinien dieser Kritik.